PREMIERE: LONGINES HERITAGE KOLLEKTION

ZUKUNFT MIT VERGANGENHEIT

Ein Besuch des Longines-Museums im schweizerischen St. Imier ist für Uhrenfans ein lohnendes Unterfangen. Es ist im Stammhaus – also dort, wo der Uhrenhersteller 1832 gegründet wurde – untergebracht und für jedermann zugänglich. Und wer Glück und ein feines Näschen hat, entdeckt dort vielleicht eine künftige Neuheit. Schließlich zeigt Longines im Museum einen breiten Querschnitt alter Erfolgsmodelle, die Gestalter und Konstrukteure immer wieder zu Neuinterpretationen inspirieren.

Die erste Longines-Taucheruhr

Zum Ende des Jahres gehen gleich zwei neue Uhren im Retro-Look an den Start. Unser heimlicher Favorit ist die Skin Diver Watch, eine Taucheruhr, deren Vorbild aus dem Jahr 1959 stammt – und die erste echte Taucheruhr aus diesem Haus war. Schließlich wurde zu dieser Zeit in Europa auch das Sporttauchen populär. Schon das Vorbild war schlicht und funktionell, wie es eine Taucheruhr nun einmal sein muss.

Longines Skin Diver Watch
Die neue Skin Diver entspricht weitgehend ihrem Vorbild, inklusive eines «Tropic»-Kautschukbands.

Die Neue hält sich gestalterisch weitgehend ans Vorbild. Das äußert sich in identischer Zifferblattgestaltung und Typografie, selbst der Schriftzug «Automatic» ist in geschwungener Schreibschrift ausgeführt. Allerdings ist der Durchmesser von 40 auf 42 Millimeter gewachsen. Die einseitig drehbare Bakelit-Lünette des Vorbilds wurde durch einen stählernen Tauchring mit schwarzer PVD-Beschichtung ersetzt. Anstelle eines Plexiglases bekommt die Skin Diver nun ein leicht gewölbtes, doppelt entspiegeltes Saphirglas, das formal zwar dem Vorbild entspricht, wegen seiner Kratzresistenz jedoch deutlich alltagstauglicher ist.

Nun gilt auch eine Datumsanzeige als praxisgerecht. Der 2015 vorgestellten Legend Diver hat man daher auch eine spendiert, was wiederum einigen Fans nicht gefiel – weil es beim Original keine gab. Deshalb haben sich die Produktverantwortlichen entschlossen, bei der Skin Diver aufs Datum zu verzichten. Eine runde Sache, möchte man sagen, zumal diese Uhr zum gleichen Preis von 2460 Euro wahlweise mit Kautschuk-, Leder- oder Milanaiseband zu haben ist.

Fliegeruhr für Funker

Longines Heritage Military
Bei der neuen Heritage Military wurde das Zifferblatt künstlich – und kunstvoll – gealtert.

Weil neben Taucheruhren auch Fliegeruhren stark nachgefragt sind, reagierten die Verantwortlichen bei Longines prompt auf den Hinweis eines Sammlers. Der hatte die Dienstuhr eines gewissen Stanley Turner erworben, einem Funker der Royal Air Force, der diese während des Zweiten Weltkrieges getragen hatte, und stellte sie Longines zur Verfügung. Dort hielt man sie für würdig, einem neuen Modell als Vorbild zu dienen.

Mit einem in den 1940er Jahren gängigen Durchmesser von 32,5 Millimetern würde die Fliegeruhr allenfalls als Damenuhr durchgehen. Glücklicherweise widerstand man in St. Imier jedoch der Versuchung, diesen filigranen Zeitmesser auf die heute üblichen 40 oder gar 42 Millimeter «aufzublasen». Stattdessen ließ man es bei 38,5 Millimetern bewenden, was an nicht allzu kräftigen Handgelenken sehr harmonisch wirkt.

Wie schon bei der Skin Diver verzichtete man auch bei der neuen Heritage Military (1840 Euro) auf eine Datumsanzeige sowie auch auf den Automatic-Schriftzug. Erstens war das Original eine Handaufzugsuhr, und zweitens hätte dies damit den authentischen Auftritt zerstört.

Dieser geht so weit, dass man die im Original vorhandene Patina auf dem Zifferblatt bei der Neuauflage künstlich nachempfunden hat. In einer Art Airbrush-Technik bekam das Opalin-Zifferblatt mit feinen schwarzen Spritzern die Anmutung einer Uhr, die schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Das wird vielleicht nicht jedem gefallen, gut gemacht ist es aber auf alle Fälle.

Text: Martin Häußermann
Bilder: Hersteller, Martin Häußermann

DIE SCHALLMAUER WACKELT

Longines Walter von Känel
Die beiden hier vorgestellten Neuheiten werden sicher ihren Teil dazu beitragen, dass Longines bald eine Schallmauer durchbrechen wird: Der Bau der 50-millionsten Uhr steht kurz bevor. «Ob es noch in diesem Jahr sein wird, kann ich noch nicht sagen. Ebenso wenig, welches Modell es sein wird», sagte Longines-Chef Walter von Känel (Bild rechts) am Rande der Neuheiten-Präsentation. Was wir indes sagen können: Der heute 77-jährige Grandseigneur der Swatch Group, der seit 30 Jahren Longines-Generaldirektor ist und nächstes Jahr seine 50-jährige Betriebszugehörigkeit feiert, hat daran einen erheblichen Anteil. Das schließen wir aus einer Erkenntnis, die wir im Museum erlangt haben. Dort stehen die Produktionsbücher, in denen jede einzelne Uhr von der Unternehmensgründung bis zum Jahr 1989 verzeichnet ist. Das sind rund 15 Millionen Uhren, bis Longines auf die elektronische Datenerfassung umgestellt hat – und Walter von Känel Chef wurde.

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