25 Jahre Lange 1

Blühende Landschaften

Lange-1 1994
Die Ur-Lange-1 von 1994 mit der Referenznummer 101.021 in Gelbgold

Der erste öffentliche Auftritt der neuen Lange-Uhren am 24. Oktober 1994 in einem improvisierten Konferenzraum mitten in der Baustelle des Dresdner Schlosses setzte ein weltweites Signal: Hier war buchstäblich aus Ruinen etwas ganz Besonderes entstanden. Etwas, das sich schon auf den ersten Blick von allem bisher Dagewesenen unterschied und das auch dem zweiten und dritten Blick selbstbewusst standhielt.

Keine vier Jahre nach der Neuanmeldung des Markennamens «A. Lange & Söhne» (am 7. Dezember 1990) hatten sich die Gerüchte um die «deutsche Luxusuhr» zu einer sauber strukturierten Kollektion verdichtet: die Saxonia, die Damenuhr Arkade, das Tourbillon «Pour le Mérite» und natürlich die Lange 1.

Der Aufbau der neuen alten Marke, die Entwicklung des Produkts, die Einrichtung der Fertigungsstätte und die Ausbildung der Mitarbeiter waren ein Wettlauf mit der Zeit gewesen: Niemand wusste vorherzusagen, wie lange die Euphorie um die Wiedervereinigung anhalten würde, und doch musste man genau diese Stimmung ausnutzen, um möglichst rasch vorzeigbare Erfolge zu erzielen.

Mit der Fokussierung auf das absolute Spitzensegment der Uhren-Pyramide hatte man sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Riesige Einstands-Investitionen standen auf dem Spiel, und durch den hohen Anteil an staatlichen Fördermitteln stand man bei der Treuhandanstalt (Bundesbehörde zur Privatisierung von ehemaligem DDR-Volkseigentum, Anm. d. Red.) im Wort. Die Wirtschaft der neuen Bundesländer brauchte den Achtungserfolg mindestens ebenso dringend wie die Verantwortlichen gegenüber der Mannesmann/VDO-Uhrengruppe, die mit der IWC in Schaffhausen und der Manufaktur Jaeger-LeCoultre im Vallée de Joux bereits zwei florierende Unternehmen im Portfolio hatte.

Das aus freien Stücken angetretene Erbe erwies sich als schwere Bürde, denn unter dem Signet «Lange, Glashütte» erwartete die feine Uhren-Gesellschaft natürlich Außergewöhnliches, was man den seit 40 Jahren darbenden Freunden deutscher Uhrmacherkunst auch bereits wenige Wochen nach Bekanntgabe der Firmengründung vollmundig versprochen hatte.

Neuland: eine deutsche Luxus-Armbanduhr

Günter Blümlein, gemeinsam mit Lange-Urenkel Walter Lange die treibende Kraft hinter Marke und Manufaktur, äußerte sich damals in einem ARMBANDUHREN-Interview zum Konzept der deutschen Luxus-Armbanduhr: «Die Marke A. Lange & Söhne ist – erlauben Sie mir den Ausdruck – so etwas wie ein Gesamtkunstwerk, bestehend aus einer langen Geschichte, einer Leidenschaft der Mitarbeiter für die feine Uhr, dem Stil des Hauses, der Verantwortung für die Tradition und last but not least der einzigartigen Technik und Handwerkskunst, der wir uns bei Lange verschrieben haben.

Kaliber L901.0 der Lange 1
Das bis heute verwendete manufakturwerk der Lange 1 trägt die Kaliberbezeichnung L901.0 und hat so viele Einzelteile wie das Jahr Tage: 365. Ganz schön aufwendig für einen Dreizeiger-handaufzug mit Gangreserveanzeige und Datum

In der Gesamtgestaltung und Anmutung sollten unsere Lange-Uhren ‹typisch deutsch› sein, anders eben. Und dieses Anderssein ist bei uns der Grundsatz für das Design. Bei der Aufgabe, die wir uns bei Lange gestellt haben, nämlich anders als die Schweizer zu sein, kam mir persönlich sicher entgegen, dass ich bereits an vielen erfolgreichen Schweizer Uhren mitwirken durfte. Da fällt es einem schon leichter, zu definieren, was denn überhaupt anders sein muss und kann. Also haben wir uns hingesetzt und überlegt, was denn bei einer Uhr ‹typisch deutsch› sein könnte.

Es lag in der Natur der Sache, dass der erste wirklich ernst zu nehmende Angreifer der Schweizer Bastion im Bereich der höchstpreisigen Luxusuhren besonders kritisch betrachtet werden würde. Eine Lange ist deshalb auch rundum gestaltet. Auch wenn Sie die Uhr umdrehen, dann muss Sie das Gefühl dieser Lange’schen Wertigkeit förmlich anspringen. Wir verwenden genauso viel Sorgfalt auf die Gestaltung des Uhrwerks und seiner Einzelteile wie auf das Design von Gehäuse, Zifferblatt und Zeiger.

Das Produkt-Design spielt sich bei uns zu 50 % im Uhrwerk ab. Unsere Ingenieure müssen bei der Konstruktion der Einzelteile regelrecht mit den Gestaltern feilschen, denn schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt, gewissermaßen noch vor der eigentlichen Entwicklungs- und Konstruktionsarbeit, existiert neben dem Gesamtprodukt-Lastenheft auch ein Design-Lastenheft für den Uhrwerkskonstrukteur. Das unterscheidet uns, würde ich sagen, vom Gros der Branche. Deshalb sind unsere Uhrwerke auch immer maßgeschneidert, exakt passend zur Form und Größe der Uhrengehäuse. Und das geht natürlich nur, wenn man eigene Uhrwerke macht, also keine Standard-Lösungen anbietet.

Das Uhrwerk-Design der Lange 1 ist im Grunde eine ganz verrückte Konstruktion, völlig unkonventionell in der Anordnung bestimmter wichtiger Bauteile wie der Aufzugswelle, der Federhäuser, der Position der Zeiger auf dem Zifferblatt oder der Datumsanzeige. Dieses ‹Querdenken› bei der Gestaltung von Uhrwerken und Uhren ist sicher eines der herausragenden Merkmale Lange’scher Uhrmacherkunst in der Neuzeit.»

Asymmetrisch: ganz schön schräg

Mit großem Einfühlungsvermögen wurde die Lange’sche Uhren-Philosophie miniaturisiert und in die Neuzeit transportiert. Gleichsam mit 70 Jahren Verspätung bewiesen die Lange-Nachfolger der dritten Generation, dass sich die grundlegenden Tugenden hochfeiner Taschenuhren auch auf Armbanduhren übertragen lassen. So war mit der Lange 1 eine im wahrsten Sinne des Wortes «tugendhafte» Uhr entstanden, auf die Gründervater Ferdinand Adolph Lange zweifellos stolz gewesen wäre: nach außen schlicht, aber nicht banal und inwendig in schönster Glashütter Tradition mit geschliffener Dreiviertelplatine aus strahlendem Neusilber, verschraubten Lagerstein-Chatons und zahlreichen technischen Feinheiten ausgestattet, die einst den legendären Ruf der Lange-Taschenuhren begründet hatten. Beim Blick durch den Saphirglasboden – von Anfang an ein wichtiges Ausstattungsdetail der Lange 1 – bot sich dem Uhrenfreund ein ungewöhnliches Bild: Anstelle einer zerklüfteten Landschaft aus Brücken und Kloben mit anmutig geschwungenen, anglierten Kanten und dazwischen hervorragenden Rädern, Trieben und Hebeln beherrschte eine große Werkplatte mit diagonal geschliffenem Wellenmuster und in schmalen Goldchatons mit gebläuten Schrauben gefassten Lagersteinen die Szene des Handaufzugswerks. Nur ein linsenförmiger Ausschnitt gab den Blick frei auf die darunter liegende Grundplatine bzw. die recht kleine Schraubenunruh samt Schwanenhals-Feinregulierung und handgraviertem Unruhkloben. Diese «Dreiviertelplatine» unterschied die neue deutsche Uhrwerkskonstruktion von konventionellen Schweizer Brückenwerken – noch ahnte niemand, dass dieses von den Lange-Taschenuhren übernommene Konstruktionsmerkmal bald wieder als Synonym für ein ganzes Armbanduhren-Genre stehen sollte.

Günter Blümlein, Walter Lange Hartmut Knothe
Trio mit Uhren-Quartett: Günter Blümlein, Walter Lange und Hartmut Knothe (v. l.) präsentierten am 24. Oktober 1994 die ersten vier Lange-Armbanduhren der Neuzeit.

Was die verblüffte Uhrenwelt 1994 indes am meisten faszinierte, war die asymmetrische Zifferblattaufteilung der Lange 1 – schräg genug, um eine gespannte Aufmerksamkeit zu erregen, dabei jedoch ausgewogen proportioniert, um die verschiedenen neu definierten Anzeigen gekonnt in Szene zu setzen, ohne die Zeitanzeige zu kompromittieren. Selbstverständlich verfügte die Lange 1 über die doppelstellige Großdatumsanzeige, die lange Zeit im Mittelpunkt der Markenkommunikation stand. Dass die Konstruktion aus den Schubladen der Konzern-Schwestermarke Jaeger-LeCoultre entliehen war, wussten seinerzeit nur wenige, und so avancierte der Mechanismus mit Zehner-Kreuz und Einer-Ring zum Synonym für den sächsischen Erfindergeist.

Ebenfalls typisch sächsisch war die Beschriftung der Gangreserveanzeige mit «Auf» und «Ab» (für aufgezogenes bzw. abgelaufenes Federhaus) nach der Art der in Glashütte gefertigten Marinechronometer, als die Indikation auch «Auf-und-Ab-Werk» hieß. Die prominente Anzeige verweist auf ein konstruktives Hauptmerkmal der Handaufzugsuhr: ihre lange Gangdauer. Diese wird durch den Einbau von zwei Federhäusern erreicht, deren Federn in Serie geschaltet sind und auf diese Weise die Autonomie des Kalibers L901.0 im Vergleich zu üblichen Uhrwerken mit Handaufzug mehr als verdreifachen.

Als letztes gestalterisches Element fehlte auf dem Zifferblatt nun noch die Kleine Sekunde zur Wahrung des optischen Gleichgewichts. Beim Kaliber L901.0 dreht sich das Minutenrad nicht wie gewohnt in der Mitte des Werkes, sondern wurde außerhalb des Zentrums platziert. Dadurch war die Nutzung des Sekundenrades innerhalb des Uhrwerks, das den kleinen Zeiger üblicherweise trägt, nicht möglich, und so musste eine zusätzliche Räderverbindung zum weit entfernten Sekundenzeiger geschaffen werden.

Die drei Zusatzanzeigen sind sauber übereinander arrangiert. So liegen die Mitte des Großdatums sowie die Zeigerwellen von Gangreserve- und Sekundenanzeige auf einer senkrechten Linie. Diese bildet die Basis eines gleichschenkligen Dreiecks, dessen Spitze exakt die Mitte des Hauptzifferblatts trifft.

Die Lange 1 kostete bei ihrer Vorstellung in der klassischen Gelbgoldversion mit Lederband 27.000 DM – für damalige Verhältnisse ein überaus stolzer Preis für eine Handaufzug-Dreizeigeruhr mit Datum und Gangreserveanzeige. Für dasselbe Geld erhielt man bei Patek Philippe eine goldene Automatik-Calatrava mit Mondphasen- und Gangreserveanzeige; die klassischen goldenen Kalenderuhren und sogar die Chronographen von Vacheron Constantin und Audemars Piguet waren deutlich preisgünstiger zu haben. Allerdings blieb der Preis der Lange 1 anfangs relativ stabil. Im Jahr 2000 kostete die Uhr 29.600 DM bzw. 15.134,20 Euro.

Erste Variationen nach sechs Jahren

Die erste Variation des Lange-1-Themas wurde im Frühjahr 2000 präsentiert: ein Tourbillon, und zwar ein ganz spezielles. Im Gegensatz zu den meisten Schweizer Drehganguhren am Markt und auch zum Tourbillon «Pour le Mérite» aus der Lange-Startkollektion von 1994 trug das Lange 1 Tourbillon seinen Drehgang nicht auf der senkrechten Achse des Zifferblatts. Bei dem weitgehend neu konstruierten Kaliber L961.1 wurde der Drehgang-Mechanismus mit einem langen «Kometenschweif»-Kloben geradezu aus der Symmetrie hinausgeführt – um zugleich eine neue Harmonie herzustellen, denn zusammen mit dem Großdatum am oberen Rand des Zifferblatts bildete das unablässig einmal in der Minute rotierende Drehgestell ein perfektes optisches Gegengewicht zum dominanten, exzentrisch positionierten Skalenkranz des Hauptzifferblatts.


Lange 1 Mondphase
2002 wurde die Lange-1-Kollektion um eine Mondphasenuhr erweitert, die das Skalenfeld der Kleinen Sekunde für die astronomisch genaue Mondanzeige nutzte.

2002 erhielt die Modellfamilie der Lange 1 erneut Zuwachs, dieses Mal durch eine besonders exakte Mondphasenanzeige: Aus der mechanisch bedingten Abweichung von 1,9 Sekunden pro Tag ergibt sich ein Fehlgang von gerade einmal 57 Sekunden pro Mondumlauf. Erst nach einem Zeitraum von 122 Jahren und gut sieben Monaten ist mit einer Abweichung von einem Tag zu rechnen.

Zur Konstruktion einer Mondphasenanzeige ist schon etwas mathematisches Geschick gefragt, da der «Mondmonat», also die Zeit von Neumond zu Neumond, ein ziemlich ungerades Maß hat: 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2,9 Sekunden. Der Einfachheit halber gehen die meisten Uhrwerkehersteller von einem Zyklus von 29 1/2 Tagen aus, und wenn man auf der Anzeigescheibe nicht nur eine, sondern gleich zwei Mondzyklen unterbringt, kommt man sogar auf glatte 59 Tage, ein durch 24 Stunden teilbares und damit einfach «schaltbares« Resultat. Mit der Vereinfachung sind Ungenauigkeiten aber natürlich vorprogrammiert, denn zwei Mondmonate sind eben nicht genau 59 Tage lang, sondern 59 Tage, 1 Stunde, 28 Minuten und 5,8 Sekunden.

Bei der Lange 1 wird die Drehbewegung vom Stundenrad, dem langsamsten Rad des Zeigerwerks, über mehrere Zwischenräder kontinuierlich zugeführt. Im Gegensatz zu der häufig eingesetzten technischen Lösung, bei der die Scheibe mit Mondsymbolen ein- bis zweimal täglich durch einen Mitnehmer fortgeschaltet wird, dreht sich die Mondscheibe des Lange Kalibers L901.5 unablässig, quasi im Direktantrieb. Durch diese Kontinuität der Rotation wird die Mondstellung jederzeit richtig angezeigt, nicht nur ein- bis zweimal am Tag wie bei den primitiveren Lösungen.

Bis 2003 mussten sich Uhrenfreunde in Buenos Aires, Auckland oder Jakarta mit Mondphasenuhren begnügen, die zwar den jeweiligen Zustand unseres Erdtrabanten korrekt, die Richtung der Ab- und Zunahme indes für die südliche Hemisphäre falsch, nämlich seitenverkehrt, anzeigten. Dann nahm Lange sich dieser Problematik an und präsentierte im Frühjahr 2003 unter dem Kollektionsnamen «Luna Mundi» ein aus zwei Uhren bestehendes Set, das dem Besitzer die verschiedenen Erscheinungsformen des Erdtrabanten auf eindrucksvolle Weise näherbringt.

Beide Uhren, die übrigens nur gemeinsam zu erwerben waren, unterschieden sich neben der in verschiedene Richtungen drehenden Mondscheibe auch in der Gestaltung des Gehäuses und des Zifferblatts aus massivem Silber. Bei der Weißgolduhr «Luna Mundi Ursa Major» für die nördliche Hälfte der Erde hatte man – unter Verzicht auf die Ziffer «12» – den Stundenkreis mit einer stilisierten Darstellung des Sternbildes «Großer Bär» verziert. Die Lange 1 «Luna Mundi Southern Cross» verfügte im Gegensatz dazu über ein Rotgoldgehäuse. Stundenziffern, Datumsrahmen und die Darstellung des Sternbildes «Kreuz des Südens» anstelle der Ziffer «12» glänzten dementsprechend mit rötlich-warmem Ton.

Einmal um die Welt

2005 erweiterte die Marke A. Lange & Söhne ihre Kollektion um eine ungewöhnliche neue Weltzeituhr. Die «Lange 1 Zeitzone» verfügt über zwei Zifferblätter und Zeigerpaare, die unabhängig voneinander eingestellt werden können, sowie über einen drehbaren Städtering mit den Namen je eines repräsentativen Ortes für die 24 Zeitzonen der Erde.

Lange 1 Zeitzone von 2005
Die Lange 1 Zeitzone wurde 2005 im Rahmen einer großen PR-Aktion mit Live- Schaltung gleichzeitig auf vier Kontinenten präsentiert. Die Kleine Sekunde wanderte ins Hauptzifferblatt und macht Platz für eine vollwertige zweite Zeitanzeige. Jede Lokalzeit hat ihre eigene Tag-/Nachtindikation.

Zusätzlich gibt es zwei der bei Zeitzonenuhren unerlässlichen Tag-/Nachtanzeigen, deren winzige Pfeilzeiger stets synchron mitlaufen. Der Träger hat die Wahl, welche der beiden Anzeigen er auf Heimatzeit oder auf die Uhrzeit am Zielort einer Reise über mehrere Zeitzonen einstellen möchte.

Üblicherweise wird man beim Abflug in die Ferne den Ring mit den aufgedruckten Namen der 24 Zeitzonen-Referenzstädte mithilfe des Tastendrückers bei der «8» so einstellen, dass der gewünschte Name bei dem Pfeil auf dem kleinen Zifferblatt bei der «5» stehen bleibt. Der Stundenzeiger des mit arabischen Ziffern bedruckten Hilfszifferblatts (an der Stelle, wo bei der normalen Lange 1 die Kleine Sekunde sitzt) rückt bei dieser Fortschaltung entsprechend vor, ebenso der Tag-/Nachtzeiger. Bei einem kurzen Auslandsaufenthalt wird man diese Einstellung sicher beibehalten. Das große Zifferblatt, mit dem auch die Datumsanzeige gekoppelt ist, bleibt dabei auf Heimatzeit eingestellt. Dauert der Aufenthalt in Karatschi oder Caracas indes länger, ist es vielleicht angenehm, diese Einstellung umzukehren. Das geschieht wiederum durch die Betätigung der Korrekturtaste bei der «8», die man nach der Ankunft in der betreffenden Stadt am Pfeil bei der «5» gedrückt hält, während man mit der Aufzugskrone die Zeiger des großen Zifferblatts entgegen dem Uhrzeigersinn mit denen des kleinen Zifferblatts in Übereinstimmung bringt.

Endlich automatisch: Lange 1 Daymatic

Lange 1 Dynamic Automatischer Aufzug
Spiegelverkehrt: Die Lange 1 Daymatic mit automatischem Aufzug behält das charakteristische Zifferblatt-Layout bei, nutzt den Schwenkzeiger der Gangreserve jedoch für eine praktische Wochentaganzeige.

15 Jahre nach ihrer Premiere im Dresdner Schloss debütierte auf dem Genfer Uhrensalon S.I.H.H. im Januar 2010 die erste Lange 1 mit automatischem Aufzug. Der besondere Pfiff daran: Das Zifferblatt der auf den ersten Blick völlig vertraut wirkenden Lange 1 Daymatic ist gegenüber der Handaufzugsuhr spiegelverkehrt aufgebaut, und der «Gangreservezeiger» gibt in Wirklichkeit Aufschluss über den Wochentag. Für die Mehrheit der Uhrenliebhaber, die ihre Uhr am linken Handgelenk trägt, hat diese Anordnung den Vorteil, dass der Blick beim Zurückgleiten des Ärmels zuerst auf die wichtigste Information fällt: die Zeitanzeige. Im Gegenzug wurde das patentierte Großdatum von seinem Stammplatz rechts oben auf die linke Seite umgesetzt und findet seine optische – und praktische – Ergänzung in der sich darunter befindlichen retrograden Wochentaganzeige. Datums- und Wochentaganzeige lassen sich über zwei Drücker komfortabel und unabhängig voneinander weiterschalten.

Das Automatikkaliber mit der Nummer L021.1 ist eine vollständige Neuentwicklung. Für seinen effektiven Aufzug sorgt ein schwerer, mit dem Schriftzug «A. Lange & Söhne» feingeprägter Zentralrotor, der den gesamten Werkdurchmesser von 31,6 Millimetern abdeckt.

Nur zwei Jahre später präsentierte die Manufaktur die Daymatic in einer Version mit ewigem Kalender und Tourbillon, ein echtes Opus magnum der Uhrmacherei. Das Uhrwerk mit automatischem Aufzug ist eine völlige Neuentwicklung mit einigen grundlegend neuen mechanischen Lösungen. Um das charakteristische «Gesicht» der Lange 1 zu erhalten, wurde das Tourbillon an die Werkseite verbannt und die Monatsanzeige des ewigen Kalenders auf einen schmalen Ring aufgedruckt, der sich um das Zifferblatt dreht. In Kombination mit dem Großdatum und dem retrograden Wochentagzeiger ergibt sich eine übersichtliche Vollkalenderanzeige, bei der im Skalenfeld der Kleinen Sekunde sogar noch eine Mondphase ihr Plätzchen fand.

Dieser besonderen Kalenderanzeige überlässt das Tourbillon bereitwillig die Hauptbühne auf dem Zifferblatt und zieht sich in eine Nische an der Werkseite des Kalibers L082.1 zurück. Unter einem anmutig geschwungenen Kloben dreht sich das Gestell einmal in der Minute um seine Achse und verfügt über einen Sekundenstopp-Mechanismus mit Haltefeder. Hier wird nicht einfach der Tourbillonkäfig angehalten, sodass die Unruh allmählich auspendelt, sondern die Unruh selbst, punktgenau und augenblicklich. Es ist übrigens die erste Tourbillonunruh aus dem Hause Lange, die nicht mit traditionellen Schrauben, sondern mit modernen Exzentergewichten bestückt ist.

A. Lange und Söhne Kaliber L082.1
Das Automatikkaliber L082.1 trägt seine Drehganghemmung dezent an der Werkseite unter einem handgravierten Kloben mit Diamant-Deckstein.

Größe zeigen – außen und innen

Ein wenig im Schatten dieser großartigen Komplikationsuhr stand 2012 die neue Große Lange 1. Im Gegensatz zur alten «Großen», die man inzwischen aus der Kollektion genommen hatte, überschneiden sich die Skalenkreise von Uhrzeit und Kleiner Sekunde nicht, und auch das markante Großdatum hält einen optisch ausgewogenen Abstand zu Minuterie und Zifferblattrand. Diese kosmetische Korrektur erforderte einen unglaublichen technischen Aufwand, denn um die Zeigerachsen vom Zentrum wegzurücken, musste buchstäblich das komplette Uhrwerk neu berechnet, konstruiert und produziert werden.

Aus diesem Grunde trägt das auf den ersten Blick unverändert wirkende Kaliber die Bezeichnung L095.1, aus der sich der Beginn der Konstruktionsarbeiten auf das Jahr 2009 datieren lässt. Zwar wuchs der Durchmesser des Uhrwerks gegenüber dem Urkaliber L901.0 (Konstruktionsbeginn 1990) von 31,6 auf 34,1 Millimeter, doch durch das neue Arrangement wichtiger Komponenten ließ sich die Bauhöhe von 6,1 auf 4,7 Millimeter verringern. Die unveränderten 72 Stunden Gangreserve werden inzwischen mit einem einzelnen Federhaus realisiert.

In Vorbereitung auf den 20. Jahrestag der Präsentation der ersten Lange 1, zu dem am 24. Oktober 2014 noch einige besondere Jubiläumsmodelle erwartet werden (mehr dazu ab diesem Datum bei uns unter www.armbanduhren-online.de), lancierte die Manufaktur zum Richtfest des neuen Produktionsgebäudes eine neue Große Lange 1 mit Mondphasenanzeige. Diese unterscheidet sich nicht nur durch ihren Gehäusedurchmesser von 41 mm schon auf den ersten Blick deutlich von der normal großen Lange 1 Mondphase (38,5 mm): Sie trägt die typische blaue Sternenhimmelsscheibe mit zwei goldenen Monden nicht im Skalenfeld der Kleinen Sekunde, sondern stolz und prominent mitten im Stundenkreis des Hauptzifferblatts. Dadurch gewinnt die Anzeige an Größe und Detailschärfe bei der Ablesbarkeit und in der Darstellung: Die mehr als 300 Sterne unterschiedlicher Größe werden mit einem Laser so exakt konturiert ausgeschnitten, dass sie wie eine miniaturisierte Präsentation der Milchstraße wirken.

Erfolgsgeschichte

In zwanzig Jahren hat sich die etwas aus dem Rahmen fallende Lange 1 zu einer Ikone der Uhrenwelt entwickelt und zahlreichen Mitbewerbern Mut gemacht, eigene Interpretationen zum Thema deutsche Luxusuhr zu entwickeln. Klassische Glashütter Konstruktions- und Qualitätsmerkmale wurden durch die Lange 1 international salonfähig, deutsches Design wurde vom Stigma der postmodernen Nüchternheit befreit. Der Erfolg der asymmetrischen Uhr hat einen maßgeblichen Anteil an dem in den neunziger Jahren sprunghaft gestiegenen Interesse deutscher Männer an mechanischen Uhren im Gegenwert einer Mittelklasse-Limousine. Und wenn man es recht betrachtet, ist die Lange 1 bis heute das prächtigste Symbol für die «blühenden Landschaften», die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs endlich wieder sprießen durften.

Lange 1 2012 Lumen
Mit 41,9 mm Durchmesser geht seit 2012 die Große Lange 1 an den Start, wahlweise als Version «Lumen» mit lichtdurchlässigem Zifferblatt und Leuchtziffern.
Text: Peter Braun
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