Probezeit: Klassische Chronos

Damasko DC 58 vs. Stowa 1938

Das Chronographenkaliber ETA 7750 Valjoux und seine Abkömmlinge sind 100.000-fach bewährt – und deshalb bei vielen Uhrenmarken und ihren Kunden beliebt. Beinahe folgerichtig entsteht dabei viel Massenware. Dass man mit diesem «Traktor» aber auch eigenständige Uhren bauen kann, zeigen die beiden Direktvermarkter Damasko und Stowa.
Das Band mit zweierlei Steppnähten nimmt die Farben des Zifferblattes wieder auf. Der Lederlappen unter der Stift- schließe erscheint uns verzichtbar.

Peter Braun: Die beiden Chronographen könnten unterschiedlicher nicht sein: schwarz, schmucklos und instrumentenhaft die Damasko, glänzend, elegant und voller klassischer Luxus-Attribute die Stowa. Tadellos verarbeitet sind beide, sodass sich Kritik einzig und allein am persönlichen Geschmack festmachen lässt.

Mir gefallen schwarze Gehäuse nicht so sehr, weil die Farbe in meinen Augen keinen Bezug zum Material hat. Wenn das Gehäuse zum Beispiel aus Karbonfaser bestünde – oder aus Lakritze, dann hätte ich nichts einzuwenden, aber geschwärzte oder vergoldete Stahlgehäuse sind nicht mein Ding. Dann lieber ein poliertes, sandgestrahltes, geschliffenes oder gebürstetes Edelstahlgehäuse «nature» wie bei der Stowa.

Die Blattzeiger, die wohlgestalteten Ziffern, der erhabene Markenschriftzug und das Fensterrähmchen um das Datum – ja, ja, die Zeiger sind nur vergoldet, ich weiß. Aber bei so kleinem Volumen ist das nicht weiter schlimm (sagt mein Geldbeutel). Mangels Leuchtmasse ist die Uhrzeit in finsterer Nacht zwar nicht mehr abzulesen, doch die plastische Gestaltung des Zifferblatts und die breiten Zeiger – in korrekter Länge – kompensieren auch diffuse Lichtverhältnisse.

Das kann die Damasko naturgemäß besser. Die leuchtstarken Zeiger unterstreichen den Bordinstrumenten-Look, aber bei der Typografie der Ziffern – auch im Datum – fehlt es mir an Feinschliff. Einfach eine Blockschrift aus dem Katalog passt da meines Erachtens nicht. Dafür ist das Zifferblatt unterm Strich sehr gut ablesbar, und der königsblaue Stoppsekundenzeiger verfehlt seine Wirkung als optisches Highlight nicht.

Apropos optisches Highlight: Die Stowa hat einen Glasboden, die Damasko nicht. Das ist angesichts der unterschiedlichen Designphilosophien absolut nachvollziehbar und nur konsequent, schlägt in meiner Liste aber dennoch mit einem Pluspunkt für die Stowa zu Buche.

Martin Häußermann: Als die Damasko bei mir eintraf, war ich erst mal überrascht. Eigentlich hatte ich ja eine reine Edelstahl-Uhr bestellt, «nature», wie der Kollege zu sagen beliebt. Da gab’s wohl ein Missverständnis, doch das ist gut so, denn mit der schwarzen Hartstoffbeschichtung kostet die DC 58 nun genau 1850 Euro (in Stahl 1750 Euro), während die Stowa 1830 Euro kostet. Besser gesagt, kosten sollte. Schließlich haben sie in Engelsbrand in bester Absicht ein Krokodillederband montiert – das unterstreicht die Eleganz des 1938 Chronograph, macht ihn aber nochmals 100 Euro teurer. Sei’s drum, ich finde beide Uhren alles andere als überteuert. Da wird doch ganz ordentlich was fürs Geld geboten. Bei der Stowa beispielsweise ein Zifferblatt, das den Betrachter – auch nach dem Blick mit der Lupe – mit der Zunge schnalzen lässt. Das Blatt besteht aus Bronze und wurde in acht Arbeitsgängen geprägt, sodass Ziffern, Datumsfenster und Logo so kantig erscheinen, als seien sie nachträglich appliziert. Die Totalisatoren wurden vertieft, um das Blatt anschließend zu lackieren. Schließlich wurden die Oberflächen der Prägungen diamantiert, also fein abgeschliffen, sodass die Bronze wieder sichtbar wird. Das ist richtig klasse.

Die Ziffern auf dem Blatt der Stowa sind in einem aufwendigen Verfahren aus dem Vollen geprägt. Dieses Zifferblatt ist auch unter der Lupe betrachtet ein Augenschmaus.

So aufwendig ist das Zifferblatt der Damasko nicht, dafür macht sie ihrem Charakter als Instrumentenuhr alle Ehre, die Ablesbarkeit ist erstklassig. Die Kritik des Kollegen an der Typografie mag ich nicht teilen, ich halte das für passend und ausgewogen, zumal man die Kleine Sekunde auf eine Funktionsanzeige reduziert hat. Außerdem ist die Tag-Datum-Anzeige einfach gnadenlos praktisch, auch wenn sie gern etwas größer sein dürfte – es lebe die Gleitsichtbrille! Dass allein der Stoppsekundenzeiger blau lackiert ist, die beiden anderen Chronographenzeiger aber nicht, ist ein kleiner Fauxpas.

Stimmt, das Sichtfenster im Boden spricht für die Stowa, die ja auch ein bisschen was zu zeigen hat. Aber der Stahlboden spricht nicht gegen die Damasko, schließlich verfügt sie über einen Weicheisenkäfig zur Abschirmung gegen Magnetfelder. Unter dem Stahlboden haust folglich noch ein zweiter Deckel, der ein vollkommen undekoriertes Werk überdeckt, das man auch nicht unbedingt sehen mag. Was mich erstaunt, ist die Tatsache, dass die Damasko trotz des Innengehäuses einen Millimeter flacher ist als die Stowa.


Tragegefühl

Die schlichte Dornschließe passt stilistisch ins Gesamtbild, das Krokoband kostet 100 Euro Aufpreis. Serienmäßig gibt es ein Kalbslederband.

PB: Die Bauhöhe von gemessenen 14 Millimetern verzeiht man dem schwarzen Damasko-Gehäuse eher als der Stowa-Schale ihre fast 15 Millimeter. Dennoch liegt auch diese angenehm am Arm und bewahrt sich trotz der Dimensionierung ihre Eleganz. Der hoch aufragende Glasrand und das leicht überstehende Glas erscheinen mir aber etwas stoßgefährdet. Das Lederband ist angenehm weich und findet seinen Weg in die Dornschließe fast wie von selbst. Das Damasko-Band erscheint mir eine Spur aufwendiger verarbeitet, doch der Gummilappen unter der Schließe, der die Haut vor dem Kontakt mit ihr schützen soll (warum eigentlich?), stört beim Einfädeln des Bandendes beim Umlegen der Uhr.

MH: 40 und 41 Millimeter sind tolle Größen für mein durchschnittliches Handgelenk. Beide Uhren tragen sich tadellos. Die Gehäuse sind von erster Qualität, weisen nirgendwo übertrieben scharfe Kanten auf, und auch an den Bändern wurde nicht gespart. Auf den Lappen unter der Schließe bei der Damasko könnte ich auch verzichten. Dennoch: unentschieden!

Technik & Gang

An der Dekoration des Uhrwerks hat Damasko gespart. Dafür wurde ein Weicheisenkäfig als Magnetfeldschutz eingebaut. Die grüne Viton-Dichtung sorgt für hohe Wasserdichtheit (100 m).

PB: Beide Uhren gingen an meinem Handgelenk sehr gut, die Stowa faktisch mit 0, die Damasko mit einem stabilen minimalen Vorgang von +3 Sekunden. Das Bediengefühl der Drücker ist Valjoux-typisch knackig, aber exakt, das Zeigerspiel beim Einstellen der Uhrzeit über die Krone ist minimal. Die Schnellschaltung des Datums bzw. von Datum und Wochentag (bei der Damasko) läuft satt und positiv rastend. Das von Stowa verwendete Valjoux-Derivat ETA 7753 hat aufgrund des an die «3» gerückten Minutenzählers dort keinen Platz mehr für eine zweistufige Winkelhebelfeder. Die Krone hat daher nur eine Rastposition (Zeigerstellen), und die Datumsschnellverstellung erfolgt über einen ins Gehäuse eingelassenen Korrekturdrücker bei der «10».

Wenig verwunderlich bietet die Damasko mit verschraubter Krone und garantierter Wasserdichtheit bis 100 Meter dem Sportler mehr Sicherheit, doch mit 50 Meter Wasserdichtheit muss man auch die Stowa nicht mit Samthandschuhen anfassen. Die zuverlässige und robuste Technik von ETA, die beiden Modellen eigen ist, hat sich 100.000-fach bewährt.

Das Gehäuse der Damasko ist mit einer speziellen mehrschichtigen Hartstoffauflage versehen, die absolut kratzfest sein soll. Ich hab’s nicht ausprobiert, glaube aber fest daran und gestehe der schwarzen Uhr hier einen Punktvorteil gegenüber der in einfachen Stahl gekleideten Stowa zu.

MH: Es ist Großserientechnik, wie schon erwähnt. Aber das spricht in keinster Weise gegen diese beiden Uhren, im Gegenteil. Wenn die Dinger nämlich nicht zuverlässig laufen würden, hätte ETA sie nicht 100.000- oder wahrscheinlich schon millionenfach verkauft.

Und sie lassen sich penibel einregulieren. Auf der Witschi-Zeitwaage zogen beide Uhren einen sauberen, geraden Strich aufs Display, was ein Ausdruck gleichmäßigen Gangs ist. Die Lagenabweichungen sind weit innerhalb der Toleranz, und auch an meinem Handgelenk gingen beide Uhren wie eine Eins.

Dieses Mal sind die Gangergebnisse der Tragetests komplett deckungsgleich: Damasko +3 Sekunden, Stowa 0. An dieser Stelle möchte ich ein dickes Lob an die beiden Uhrmacher schicken, welche die Testuhren beim jeweiligen Hersteller eingeregelt haben. Sie zeigen auch anderen: Das geht!

Fazit

Stowa hat auch in die Dekoration des Uhrwerks investiert – einschließlich einem mit Markenlogo verzierten Rotor. Da lohnt sich der Sichtboden.

MH: Beide Uhren sind eine gute Wahl. Für welche man sich entscheidet, ist reine Geschmackssache. Ich hatte bei der Stowa zu Beginn das ebenfalls lieferbare schwarz-weiße Zifferblatt bevorzugt, weil ich das Bronzeblatt mit den vergoldeten Zeigern für etwas altmodisch hielt. Doch mit zunehmender Tragezeit finde ich es immer schöner. Da muss ich nochmals nachdenken. Bei der Damasko liegt der Fall klarer: Das schwarze Gehäuse ist die 100 Euro Aufpreis wert, genauso würde ich sie nehmen.


Text: Peter Braun, Martin Häußermann
Bilder: Martin Häußermann


Die interessantesten Uhren-Paare in unserer Reihe «Probezeit»:

Baume & Mercier Clifton Baumatic vs. Nomos Tangente Neomatik 41 Update

Habring2 Doppel-Felix Datum vs. Sinn 910 Jubiläum

A. Lange & Söhne Richard Lange Springende Sekunde vs. Jaeger-LeCoultre Geophysic Universal Time

Chronoswiss Flying Regulator vs. Erwin Sattler Régulateur Classica Secunda

Davosa Titanium Automatic vs. Stowa Seatime «Black Forest»

Carl F. Bucherer Patravi Scubatec vs. Ulysse Nardin Marine Diver

Bethge &. Söhne Nautica Diver vs. Marcello C. Nettuno 3

Damasko DC 58 Chronograph vs. Stowa 1938 Chronograph

Seiko Presage Multifunktion vs. Tissot Ballade C.O.S.C. Silizium

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